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Dominikanerinnenkirche St. Maria-Magdalena

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Ansicht der Waisenhauskirche um 1920.


Pforzheimer Kirchen, Klöster, geistliche Ordenshäuser in der Vorreformationszeit
Dominikanerinnenkloster der hl. Maria und Maria-Magdalena, ab 1565 Spitalkirche, ab 1718 Waisenhauskirche.

Die Dominikanerinnenkirche in Pforzheim wurde 1257 im Stil der Gotik erbaut und 1945 zerstört.

Das Dominikanerinnenkloster unserer lieben Frau und der hl. Maria Magdalena[1] oder Dominikanerinnenkloster St. Maria und Maria-Magdalena am Waisenhausplatz[2] auch Dominikanerinnenkloster der hl. Maria und Maria-Magdalena[2] war das reichste Kloster in Pforzheim, zu dessen Besitz u.a. die Dörfer Brötzingen und Eutingen gehörten.[2]

Es gehörte zum damaligen Bistum Speyer und hat von vor 1257 bis 1564 Bestand. Mit der Einführung des Protestantismus in der Markgrafschaft Baden-Durlach durch Markgraf Ernst I. von Baden-Durlach wird es aufgelöst und fällt an die weltliche Herrschaft.

Die Kirchen- und Klostergebäude am heutigen Waisenhausplatz wurden beim großen Stadtbrand 1698 nicht zerstört. Auf den alten Mauern wurde 1718 das Waisen-, Toll-, Kranken-, Zucht- und Arbeitshaus erbaut. Dieses gilt als Keimzelle der heutigen Schmuck- und Uhrenindustrie von Pforzheim, weshalb die Stadt auch "Goldstadt" genannt wird.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bildergalerie: weitere Bilder zu diesem Artikel finden sich auf Dominikanerinnenkirche St. Maria-Magdalena (Galerie)

Das Kloster der Neuerinnen oder Büßerinnen der hl. Maria Magdalena (Gefallene) (1257-1287)

Die erste Erwähnung eines Pforzheimer „conventus dominarum“, eines Frauenklosters, findet sich in einer Urkunde von 1257, in der Markgraf Rudolf I. gestattet, dass Erlewin Liebener seinen Besitz in der Altenstadt diesem Frauenkloster überträgt. 1265 wird das Kloster genannt „sanctarum monialum ordinis Penitentium apud Phorzen“; also Orden der Neuerinnen oder Büßerinnen der hl. Maria Magdalena (Gefallene) bezeichnet.[3]

Das Dominikanerinnenkloster unserer lieben Frau und der hl. Maria Magdalena (1287-1565)

Das Neuerinnenkloster wurde vor 1287 in ein Dominikanerinnenkloster umgewandelt, wie z.B. in Speyer 1304. 1287 gestatten die Grafen Konrad und Heinrich von Vaihingen „den frowen von dem conventer der predier ordins ze Pforzen“ (Prediger-Dominikaner), in Vaihingen eine Hofstatt zu kaufen.

Das Dominikanerinnenkloster führte als Patroninnen sowohl Maria wie Maria Magdalena. Nach Einführung der Reformation 1556 versuchte die Regierung unter Leitung des Kanzlers Achtsynit erfolglos die 39 Klosterfrauen für den Protestantismus zu gewinnen. Die Klosterfrauen zogen es vor, im September 1564 in das damals österreichische Kloster Kirchberg überzusiedeln. Am 24.8.1564 zahlte Markgraf Karl II. ihnen für die Überlassung des Klosters 11000 Gulden als Abfindung.[4]

Das Spital (1565-1689)

Nach dem Ankauf übergab Karl II. alle Klostergebäude zusammen mit der Kirche dem Neuen Spital. Das alte Gebäude des Heiliggeistspitals wurde dafür mit Ausnahme der „alt Spitalkirch“ verkauft. Das Neue Spital erhielt sowohl die Einkünfte des alten Heiliggeistspitals wie auch die des aufgehobenen Dominikanerinnenkloster unserer lieben Frau und der hl. Maria Magdalena. 1689 wurden die Gebäude durch Kriegszerstörung vernichtet.[5]

Das „Waisenhaus“ (seit 1714/18)

Am selben Standort wurde 1718 das Waisen-, Toll-, Kranken-, Zucht- und Arbeitshaus eröffnet. Dieses gilt als Keimzelle der heutigen Schmuck- und Uhrenindustrie von Pforzheim, weshalb die Stadt auch "Goldstadt" genannt wird. Die Waisenhauskirche war 1784-1824 den Katholiken zur Mitbenutzung überlassen. 1939 diente sie der Alt-katholischen Gemeinde (katholische deutsche Nationalkirche) zum Gottesdienst.[6]

Baugeschichte

Die Dominikanerinnenkirche vom 13. bis zum 16. Jahrhundert

Die Klostergebäude wurden um 1260 erbaut. Die Waisenhauskirche entsprach in ihren 1,20-1,30 m starken Erdgeschossmauern etwa dem Langhaus der alten Klosterkirche. Die Innenbreite betrug 9,23 m. Die Länge bis zu der westlich vom heutigen Kirchenraum verlaufenden ursprünglichen Giebelmauer betrug etwa 24 m. Es handelte sich um ein einschiffiges Langhaus, in dessen Westteil sich der „Nonnenchor“ (die Nonnenempore) befand. Auch der gerade Chorabschluß im Osten war ursprünglich und war bis 1945 erhalten geblieben. Solche gerade abschließenden Chorabschlüsse im Osten sind bei allen Dominikanerinnenkirchen des späten 13. Jahrhunderts zu finden.[7]

Inneres und Ausstattung

Dachreiter

Ehemaliger Dachreiter:
Der 1419 verstorbene Straßburger Münsterbaumeister Ulrich von Ensingen entwarf den Dachreiter im Stil der Spätgotik. [11][12]

Das Kloster als Spital 1565-1689 [13]

Ausstattung

Ausstattung:[14]
Ehemaliges Gerät: Einen der „Spitalkirch“ gehörigen Kelch reparierte 1686/87 der Goldschmied Nikolaus Burckhardt.Ein Rechnungseintrag von 1687 berichtet über die Reinigung der Stühle „in der Spitalkirche, als dieselben durch groß Gewässer überschwemmt worden“. Den Brand von 1689 überdauerten die massiven Außenmauern und der Dachreiter der „Spitalkirch“.

Die „Waisenhaus“-Bauten des 18. und 19. Jahrhunderts [15]

Baubeschreibung

Waisenhauskirche, Außenbau

Waisenhauskirche, Außenbau: Rechteckiger, dreigeschossiger Putzbau mit Mansardendach. In den Längsseiten fünf Fensterachsen; im Norden Portal mit Ohrenrahmung. In der östlichen Schmalseite in der Mittelachse ein Fenster mit Spitzbogen; dahinter blindes Maßwerk aus drei Spitzbögen mit Kreis darüber. Darüber in jedem Geschoß ein Mittelfenster, seitlich zwei Ochsenaugen. Auf der Südseite befand sich eine ehemalige kleine Kapelle, dessen Mauerhöhe betrug 4,20 m. Diese ehemalige kleine Seitenkapelle war vierseitig und in stumpfen Winkel endend.

Waisenhauskirche, Inneres

Waisenhauskirche, Inneres: Der Kirchenraum nahm nur das Erdgeschoss ein und war flach gedeckt und schmucklos. In der Südkapelle war eine Sakristei eingerichtet, mit flacher Decke.

Ausstattung

Ausstattung:[16]
Ehemalige Orgel: Im Jahre 1733 wurde in die Waisenhauskirche eine kleine „Stubenorgel“ mit 6 Registern gestiftet. 1815 ersetzt durch eine von Hoforgelbauer Joh. Benedikt Alfermann gebaute und aufgestellte Orgel, die aus der Peterskirche zu Bruchsal stammte.

Dachreiter

Der Dachreiter (von August Moosbrugger ?) wurde 1929 abgebrochen.[12]

Einzelnachweise

  1. Das Dominikanerinnenkloster unserer lieben Frau und der hl. Maria Magdalena. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 223-226.
  2. 2,0 2,1 2,2 Vom Kloster zum Spital . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 249.
  3. Das Dominikanerinnenkloster unserer lieben Frau und der hl. Maria Magdalena. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 223-226.
  4. Das Dominikanerinnenkloster unserer lieben Frau und der hl. Maria Magdalena. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 223-226.
  5. Das Spital 1565-1689. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 226-227.
  6. Das „Waisenhaus“ seit 1714/18 . In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 227.
  7. Das Kloster vom 13. bis zum 16. Jahrhundert. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 228-232.
  8. Inneres der Kirche im 16. Jh.. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 230.
  9. Ausstattung (abgegangen). In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 237-238.
  10. 10,0 10,1 Mit Äxten und Sägen . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 76.
  11. Ehemaliger Dachreiter.. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 230.
  12. 12,0 12,1 Die Waisenhauskirche und ihr Dachreiter . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 249.
  13. Das Kloster als Spital 1565-1689. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 232.
  14. Ausstattung (abgegangen). In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 237-238.
  15. Die „Waisenhaus“-Bauten des 18. und 19. Jahrhunderts. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 232-238.
  16. Ausstattung (abgegangen). In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 237-238.

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