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Pforzheimer Privilegienstreit
Von Stadtwiki
Der Pforzheimer Privilegienstreit war ein geschichtliches Ereignis in den Jahren 1716 – 1730, als die Pforzheimer Bürger sich weigerten Steuern an Markgraf Carl Wilhelm zu bezahlen.
Markgraf Christoph verlieh der Stadt Pforzheim 1491 Privilegien, die vorwiegend aus weitgehender Steuerbefreiung bestanden. Alle neuen Markgrafen bestätigten nach ihrem Amtsantritt die Privilegien für Pforzheim, wie auch Markgraf Carl Wilhelm 1709. Aber 1716 beschwerte sich Pforzheim, daß sie zu viele Steuern bezahlen müssten, von denen sie aufgrund ihrer Privilegien befreit seien.
Die Markgräfliche Regierung lehnte weitere Steuerbefreiungen ab. Um diese Haltung zu rechtfertigen, hat das Oberamt Karlsruhe damals alle Archive studiert. Als Begründung hieß es, das Pforzheim zwar von allen Abgaben und Steuern befreit wurde, aber seither doch immer auf freiwilliger Basis bezahlt hat und daraus durchaus eine Zahlungspflicht erwachsen sei.
Die Stadtverwaltung hat nach ihrer unwirksamen Beschwerde ihre ablehnende Haltung gegenüber den Steuern aufgegeben. Deshalb entstand ein Streit zwischen der Stadtverwaltung und vielen Bürgern. Am 12. Januar 1723 kam es zum Eklat, als alle jungen Bürger sich auf dem Rathaus einfinden mussten um auf die Regierung und ihre Abgaben zu schwören. Fast alle weigerten sich, und waren auch nicht mit Drohungen umzustimmen. Nach erneuten Verhandlungen fanden sich im April auch nur 34 Bürger bereit die Listen der zahlungswilligen Steuerschuldner zu unterschreiben.
Daraufhin schickte die Regierung am 30. Juni 1723 Grenadiere und Reiter nach Pforzheim um militärischen Druck auszuüben. Aber auch diese Maßnahmen führten nicht zu einer Einigung. 1724 versuchten die Bürger, ohne Wissen des Stadtrats, gegen die inzwischen ergangenen Zahlungsbefehle vor dem Reichskammergericht in Wetzlar zu klagen. Die Klage, vertreten durch drei stellvertretend angereiste Handwerker, wurde abgewiesen.
Daraufhin spitzte sich der Streit noch mehr zu. Es wurden erneut Truppen nach Pforzheim verlegt. Die Bürger spalteten sich in zwei Lager, die Steuer-Willigen und die Steuer-Verweigerer.
Im Jahr 1725 wurden einige Geldstrafen verhängt, und manche Läden geschlossen. Es gab auch Inhaftierungen der Haupträdelsführer. Die Klage von Wetzlar wurde 1726 vor dem Reichshofrat in Wien vorgetragen, und ebenfalls verworfen.
Die Streitereien zogen sich bis 1730.
Quellen
- Hans Georg Zier: Geschichte der Stadt Pforzheim. Stuttgart: Theiss, 1982, ISBN 3-8062-0234-6