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Barfüßerkirche (Pforzheim)
Von Stadtwiki
Die Barfüßerkirche an der Barfüßergasse in Pforzheim ist eine römisch-katholische Kirche, in der Gottesdienste in italienischer, portugiesischer und spanischer Sprache gehalten werden.
Das Kirchengebäude ist der ehemalige Langchor einer großen um 1280 erbauten frühgotischen Hallenkirche des dortigen Klosters der Franziskaner, die wegen ihres Verzichts auf geschlossenes Schuhwerk (üblicherweise trugen sie Sandalen) auch Barfüßer genannt wurden. Das Kloster wurde ab 1270 aus dem Orden zugegangenen Almosen und Stiftungen Pforzheimer Bürger errichtet und bestand bis zur Reformation im Jahre 1556. Das Langhaus der Klosterkirche und die restlichen, nördlich der Kirche gelegenen Klostergebäude wurden 1689 im Pfälzischen Erbfolgekrieg zerstört.
Ab 1768 wurde die Barfüßerkirche als Kirche der reformierten Gemeinde genutzt. Im Jahr 1825 wurde sie den mittlerweile wieder nach Pforzheim zugezogenen Katholiken für ihre Gottesdienste zur Verfügung gestellt und so zur ersten katholischen Pfarrkirche in Pforzheim seit der Reformation. Beim Luftangriff auf Pforzheim am 23. Februar 1945 bis auf die Außenmauern zerstört, wurde die Barfüßerkirche in den Jahren 1949 bis 1957 wieder instandgesetzt.
Inhaltsverzeichnis |
Das Barfüßerkirchlein
Im Kern der Stadt Pforzheim, der noch nicht von geraden Straßen durchzogen ist, in dem sich noch Winkel befinden, die noch von geschichtlicher Vergangenheit sprechen und nicht die Blasiertheit der heutigen Zeit zur Schau tragen, steht ganz abseits vom großen Verkehrsstrom ein altehrwürdiges Kirchlein, das schon 6 ½ Jahrhunderte geschaut und im Wandel der Zeit auch seinen ehrwürdigen Namen behalten hat, das Barfüßerkirchlein. Es liegt am Fuße des ehemaligen Schlossberges, unweit vom Aufgang zur ehemaligen Residenz des Markgrafen von Baden-Durlach und fast angelehnt an die ehemalige Stadtmauer, die die Stadt von der Brötzinger Vorstadt trennte.
Was wir heute noch sehen, ist nicht die ganze Kirche in ihrer früheren Gestalt, sondern nur der Chor der ehemaligen “Franzikanerklosterkirche“. Aber auch dieser Rest erscheint als etwas Abgeschlossenes, wirkt in seiner Einfachheit und seinen schönen Raumverhältnissen sehr wohltuend, so dass er als ein bedeutendes Baudenkmal aus frühgotischer Zeit angesprochen werden darf. Da das Barfüßerkirchlein eines der wenigen Bauten in Pforzheim ist, die aus dem Mittelalter noch erhalten sind und sich durch die Flammen des Mordbrenners Melac gerettet haben, möchte man aus seiner Baugeschichte wie aus der äußeren Geschichte vieles erfahren, das wieder Aufschluss über so manches andere geben könnte. Allein kein Archiv kann den Wissensdurst befriedigen; wenn man Andeutungen und Spuren findet, muss man sich zufrieden geben.
Dieses Versagen der Quellen hat einen dreifachen Grund. Zunächst muss man sich vergegenwärtigen, dass die Kirche eine Franziskanerkirche war. Der Orden der Franziskaner hatte es nicht darauf angelegt, in eigenen Klosterbibliotheken die Akten und Urkunden fleißig zu sammeln, sondern es wurden die Urkunden am Sitze des Provinzials zusammengezogen und aus ihnen Übersichten und Jahrbücher zusammengestellt, die nur kurze Angaben enthalten.
Selbst wenn im damaligen Franziskanerkloster in Pforzheim eigene Quellen und Urkunden vorhanden gewesen wären, wären sie sicher im Jahre 1630 abhanden gekommen, als der Markgraf Friedrich V. den Befehl gab, in Stadt und Amt Pforzheim die auf geistige Güter sich erstreckenden Dokumente einzuziehen, um so die Ausführung des Restitutionsedikts von Jahre 1629 zu vereiteln oder zu verschleppen. Es wird davon ausgegangen, dass die Dokumente vernichtet worden sind.
Das Auffallende ist, das selbst im städtischen und Landesarchiv namentlich aus der früheren Zeit kaum auch nur spärliche Notizen sich über die Barfüßerkirche vorfinden. Die Geschichte Pforzheims gibt aber auch darüber Aufschluss. Als die Franzosen 1689 in Pforzheim eindrangen und die Stadt dreimal brandschatzten, wurde das Stadtarchiv in die Burg Liebeneck im nahen Hagenschieß gerettet. Nach dem dritten Brand drangen die Franzosen auch dorthin vor zerstreuten das Archiv nach allen Windrichtungen oder vernichteten es. Im Stadtarchiv finden sich heute noch Rechnungen über Ausgaben, die für das Aktensammeln im Hagenschieß nach dem Brand gemacht wurden. So muss man sich mit den bescheidenen Nachrichten begnügen, die überliefert sind.
Die Geschichte der Barfüßerkirche hängt eng mit der Geschichte des Franziskanerkloster zusammen. Für die Zeit der Gründung des Klosters sowie der Erbauung der Kirche sind wir auf die spärlichen Angaben der von Müller herausgegebenen Provinzialchronik der Provinz Straßburg angewiesen. Diese umspannt den Zeitraum von 1226 bis 1703 und gilt als sehr zuverlässig, da der Verfasser die Dokumente selbst benützte. Sie enthält zunächst eine Liste sämtlicher Franziskanerklöster, getrennt nach den 6 Kustodien Elsass, Rhein, Bodensee, Schwaben, Bayer und Basel. Unter der Kustode Schwaben wird als einziges badisches Kloster Pforzheim angeführt. Über die Gründung dieses Klosters ist in der Chronik folgende Notiz enthalten:
Im Jahre 1270 wurde dieses Kloster durch die Almosen der Minderen Brüder und durch die Hilfe und Freigebigkeit der Bürger errichtet. Die Söhne des hl. Franziskus fanden bei ihrer Klostergründung in Pforzheim also gut vorbereitetem Boden, die Bevölkerung war ihnen durchaus wohlgesinnt. Dazu mag auch die Begebenheit beigetreten haben, die Johann Georg Friedrich Pflüger in seiner Geschichte der Stadt Pforzheim berichtet, dass nämlich der Franziskaner Berthold von Regensburg, der bedeutendste Kanzelredner des 13. Jahrhunderts, im Jahre 1259 in Pforzheim weilte und durch seine Predigten wohl mächtig auf die Bevölkerung einwirkte. Die Klosterkirche wurde jedoch erst vierzehn Jahre später, also 1274 errichtet; der Turm, der später von den Chroniken so sehr gerühmt wird, der eine Zierde der Stadt war und dem Münsterturm von Straßburg vergleichbar war, scheint jedoch nicht sofort mit der Kirche, wie Pflüger wohl annimmt, erbaut zu sein. Denn nach allen Schilderungen, die wir von ihm haben, so, dass er von durchbrochenen Steinen und mit zierlichen Rankenwerk aufgeführt gewesen sei, deutet darauf hin, dass er der spätgotischen Bauperiode angehörte, während de Kirche doch frühgotisch ist. Von der Größe und Ausdehnung der Kirche ist nichts bekannt, doch zeigen noch einige vorhandene Grundmauern des abgebrannten Schiffes und der noch stehende geräumige Chor darauf hin, dass die Klosterkirche sehr groß und geräumig gewesen sein musste.
Im Laufe der ersten Jahrhunderte sind wohl kaum bauliche Veränderungen oder Erweiterungen vorgenommen worden. Die franziskanischen Jahrbücher dagegen bringen eine Notiz datiert vom 11. September 1416, die auf eine solche schließen lässt. Diese Notiz besagt, dass das Kloster repariert und von Grund auf neu errichtet wurde, und dass vier Kardinäle, während der päpstliche Stuhl unbesetzt war (gemeint ist das Interregum zwischen Papst Gregor XII. und Martin V. 1415 – 1417) allen Gläubigen, die die Kirche der Minderen Brüder besuchen und für den Neubau ein Almosen spenden, bestimmte Ablässe bewilligten.
- 11. Sept. 1416 Dum monasterium repararetur ac potissimum funditus erigeretur, quatuor cardinales sede vacante certas indulserunt indulgentias omnibus ecclesiam fratrum vistitantibus atque eleemosynam pro nova structura elargientibus. Mone a. a. O., S. 635 -
Wohl hat sich diese Bautätigkeit großen Stils in der Hauptsache auf das Klostergebäude bezogen, so dass ein Kloster mit ganz anderen Grundrissen entstand als das ursprüngliche. Aus dem Jahre 1713 ist uns im Generallandesarchiv noch ein Situationsplan von Kirche und Klostergebäude aufbewahrt, aus dem hervorgeht, dass das Kloster mit der Kirche nicht mehr in Berührung stand, während dies von der Gründung an doch zweifellos der Fall war. Dass eine andere Bautätigkeit von 1416 ab einsetzte, ist nicht anzunehmen, sicher nicht in der Zeit, in der das Kloster in den Händen der Observanten war (vom Jahre 1443 bis zu ihrer endgültigen Vertreibung 1642); denn diese lebten in so großer Armut, dass sie das Mitleid der anderen hervorriefen. - Bei der Einführung der strengen Observanz wurde das Klostervermögen dem Siechenhaus in Pforzheim überwiesen. Nur 400 Gulden wurden den Observanten überlassen zur Anschaffung von Büchern und zur Bauunterhaltung des Klosters.-
Wenn nun auch das Kloster in erster Linie eine grundlegende Umänderung in diesem Jahr erfuhr, ist es doch nicht ausgeschlossen, dass man zu gleicher Zeit auch die verbessernde und ausbessernde Hand an die Kirche anlegte. Nicht unangebracht ist die Vermutung, dass gerade in dieser Zeit der 200 Fuß hohe Dachreiter zwischen Chor und Langhaus aufgesetzt wurde. Damals stand gerade in Straßburg, dem Sitz des Provoinzialates Oberrhein, wozu auch das Pforzheimer Kloster gehörte, und mit dem die Klöster nicht nur in Verwaltung, sondern auch in geistiger Hinsicht in sehr reger Beziehung standen, die kirchliche Bautätigkeit sehr in Blüte. Es ist so nicht ausgeschlossen, dass das Provinzialkloster in Straßburg dem Pforzheimer Kloster für seinen Neubau Bauleute verschaffte, die von der Bauhütte in Straßburg stammten oder doch dort ausgebildet waren. Diese werden zur Krönung ihres Werkes den zierlichen Dachreiter auf die Kirche gesetzt haben; und so hätten wir die Bestätigung und wohl auch den inneren Grund gefunden, dass dieser Turm dem Straßburger Münsterturm ähnlich gewesen sei.
Mit dem Jahre 1555 beginnt für das Barfüßlerkirchlein eine neue Epoche nicht so sehr on der der Baugeschichte als vielmehr in ihrer Bestimmung. Von diesem Jahre ist in den Analen der Franziskanerprovinz Straßburg über Pforzheim die Notiz zu finden, dass die Lutheraner in das Kloster eingedrungen seien und die Observanten vertrieben hätten. Ob die Kirche jetzt weiter zu Gottesdiensten diente, ist unbestimmt. Die Tatsache, dass das Klostergebäude 1556 in eine Lateinschule umgewandelt wurde, lässt keinen bestimmten Schluß zu. Von einem Geistlichen, der zu dieser Zeit an der Barfüßerkirche gewirkt habe, wird auch nichts berichtet, wiewohl wir die Namen der reformierten Geistlichen am Stift St. Michael und der Stadtkirche kennen. So beschreibt es Pflüger
Durch das sogenannte Restitutionsedikt Kaiser Ferdinands V. vom Jahre 1629, wonach alle Kirchengüter, die nach dem Passauer Vertrag von den Protestanten widerrechtlich eingezogen wurden, wieder an die früheren Eigentümer zurückerstattet werden mussten, wurde das Barfüßerkloster und damit auch die Kirche den Observanten wieder zurückgegeben. So konnten die Franziskaner im Jahre 1631 wieder in ihr Kloster einziehen. Der Zustand der Kirche muss bei der Ankunft der Mönche nach der Schilderung ihres Priors Petronius Widemann traurig gewesen sein. Die Kirche wurde anscheinend als Kornspeicher benützt, an den Chor lehnte sich eine Schmiedewerkstätte an, deren lärmender Betrieb die Mönche beim Gottesdienst störte; es wird Klage darüber geführt, dass um die Kirche, auf dem naheliegenden Friedhof und sogar der Kirche selbst, Misthaufen angelegt seien. Es wird berichtet, dass der letzte Prior Petronius Widemnn am 25. Januar 1632 von den Schweden in der Kirche vorm Hochaltar erdrosselt wurde.
Nach kurze, unfreiwilliger Abwesenheit, konnten die Franziskaner 1635 noch einmal im Kloster einziehen, mussten aber endgültig im Jahre 1649 auf Grund des westfälischen Friedensschlusses wieder abziehen. Das Schreckensjahr in der Pforzheimer Geschichte, das im Jahr [[1689, in welchem fast die ganze Stadt in Asche gelegt wurde, zerstörte auch zum größten Teil die Barfüßerkirche. Das Langhaus brannte bis auf die Grundmauern nieder, der Chor und der zwischen Chor und Schiff aufsitzende Turm ragten noch aus den Trümmern hervor. Durch markgräfliches Reskript, datiert Basel 11. Juni 1697, wurde nach vorausgegangenem Gutachten die Renovierung des steinernen Turmes angeordnet. Diese Arbeiten wurden mit einem Kostenaufwand von 168 fl. 51 Kreuzer ausgeführt. Im Nachhinein wurde festgestellt, dass die Schäden jedoch enorme Ausmaße hatten, so dass sie durch Ausbesserungen nicht zu beheben waren. 1743 wird berichtet, dass das Sakristeidach, das etwa 40 Schuh lang sei, hätte erneuert werden müssen, ohne voher die gnädigste Erlaubnis der märkgräflichen Regierung einholen zu können. 1747 wurde festgestellt, dass“ der vordere Giebel ob dem Chor am Turm am Gebälk völlig und so abgefault“ sei, dass ein sofortiges Eingreifen nötig sei. Ein Gutachten des Baumeisters Arnold von Karlsruhe vom 7. Januar 1748 über den steinernen Turm zeigt uns, dass die Brandschäden aus dem Jahre 1689 doch tieferer Natur waren und der daraufhin beginnende Zersetzungsprozess soweit fortgeschritten sei, das der Turm überhaupt nicht mehr erhalten werden könne. „Da nur der Thurm“, so schreibt der Baumeister, „von unten bis oben hinaus bestiegen, so habe befunden, dass von großen weichen und mirben Steinen, welche von dem Brand teils versprungen, teils aber durch das Altertum ganz mirb und von der Witterung schadhaft und löchrisch worden, sodass solcher in Gefahr steht umb so mehr, da auf denen unteren 8 Hauptpfeilern 4 davon ganz versplittert, gespalten und schifrig und ohne Kräftig sind, den noch über diesen Pfeilern stehenden sehr hohen steinern, oben zusammengespitzten Helm, so aus ganz gehauenen Steinen zusammengesetzt, darauf kuhrt dem umbsturz und baldigst Einfall drohet“, so sei dieser Turm nicht zu erhalten und könne auch nicht so repariert werden, dass es von Dauer wäre. So müsse der Turm bis aufs Chordachwerk abgebrochen werden.
Der Abbruch wurde von Schifferdecker Johann Machtolst von Böblingen um den Preis von 150 fl. Vollzogen, worüber der geistliche Verwalter von Pforzheim unterm 24. September 1748 nach Karlsruhe berichtet, dass der Thurm bis aufs Dach, welcher „bey die 200 Schuh hoch und mit zierlich Ausgehauenen Steinen bis oben aufgestellt gewesen, ohne Schaden für das Kirchengewölbe abgetragen worden sei“. Interessant aus diesem Bericht ist noch der Nachsatz: „An Antiquitäten hat sich hierbey lediglich nichts weniges gefunden, wann und zu welcher Zeit disser Thurm auferbaut worden ist“. Hieraus geht her vor, dass man für die Erbauung des Turmes mit einer anderen Zeit rechnete als die Zeit der Erbauung der Kirche, was die obige Annahme bestärken würde.
Di Pforzheimer konnten den Verlust einer der schönsten Zierden ihrer Stadt kaum verschmerzen. Es erhoben sich allerlei Vorwürfe, dass der Baumeister sich habe täuschen lassen, dass er glaubte, der Turm habe sich durch die Unbill der Witterung allmählich geneigt und drohe einzustürzen, während er in Wirklichkeit nur schief gebaut sei; mit einiger Sorgfalt hätte man den Turm erhalten können usw. Sicher ist wohl, dass auch dieser Turm erhalten worden wäre, wenn man in jener Zeit die heute vielfach zu beobachtende Sorgfalt um alte Kunstdenkmäler angewandt hätte, und nicht eine barbarische Pietätlosigkeit hätte schalten und walten lassen. Sich ist auch, dass dieser Turm, von äußeren Unglücksfällen abgesehen, heute noch eine Zierde der Stadt wäre, wenn Kirche und Kloster ihrem alten Zwecke erhalten worden wären.
Der Rest der ehemals großen und stolzen Barfüßerkirche, der nun auch äußerlich verwaist und verlassen dastand, hatte zunächst auch keine innere Bestimmung mehr. Dies blieb so bis zum Jahre 1764, wo sie durch Markgraf Carl Friedrich den aus Frankreich ausgewanderten Reformierten zum Zwecke des Gottesdienstes geschenkt wurde. Durch die Religionspolitik Ludwigs XIV. nämlich sahen sich viele Hugenotten, Waldenser und Calviner gezwungen auszuwandern und sich anderswo anzusiedeln. So entstand schon 1699 in Pforzheim eine reformierte Gemeinde. Derselben wurde für ihren Kult zunächst das St. Georgenstift angewiesen. Als dieses aber baufällig wurde, hatten die Reformierten vom Markgrafen, der ohnedies für die Calviner stark eingenommen war, die Schenkung der Barfüßerkirche erwirkt. Der Wortlaut der Schenkungsurkunde lautete wie folgt:
Carl Friedrich, von Gottes Gnaden, Marggrav zu Baden und Hochberg etc. etc. unseren Gruß, verehrter, Hochgelehrter, Liebe Getreue! Wir haben Uns auf unterthänigstes Bitten der reformierten Gemeinde in Unserer Stadt Pforzheim entschlossen derselben, nicht allein das noch stehende Chor an der eingegangenen dassigen sogenannten Barfüßer Kirche dergestalt ohnentgeldlich zu überlassen, dass sie auf ihren Kosten, zu ihrem Gottesdienste einrichten, und solchem darinnen ohnbehindert begehen möge, sonder wir wollen auch gestatten, dass besagte Gemeinde das bisher von ihr innegehabte St. Georgen Kirchlein abbrechen lassen, und sich derer Materialien nach gutbefinden zur reparierung ihrer neuen Kirche bedienen und solche versilbern. Ihr habt euch also darnach zu achten und dieser Gemeinde in Bewerkstelligung ihre Vorhabens keine Behinderung zu thun. Inmassen wir Uns versehen und sind in Gnaden Euch gewogen. Gegeben Carlsruhe den 13. Febry 1764 C. F. M. zu Baaden
Die Barfüßerkirche wurde nun von den Calvinern hergerichtet und diente ihnen bis zur Vereinigung mit Lutheranern als Gotteshaus. Danach brauchten sie das Barfüßerkirchlein nicht mehr und es stand wieder unbenutzt da.
Im Laufe der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte sich die Ansiedelung der Goldindustrie, namentlich aber durch das im ehemaligen Spital und Dominikanerinnenkloster untergebrachte Zuchthaus*, das auch eine Anzahl Katholiken beherbergte, eine katholische Gemeinde gebildet, die für ihre Betreuung regelrechte Seelsorge erheischte. Seit dem Jahre 1784 wurde ihnen daher die Anstaltskirche zur Mitbenützung übergeben.
Anmerkung: Zuchthaus ist nicht unsere heutige Strafanstalt. Das Wort Zuchthaus war im 18. Jahrhundert die Bezeichnung für Waisenhaus.
Durch ein ungeheures Hochwasser im Oktober 1824 wurde Anstaltskirche fast vollständig zerstört, so dass die Katholiken ohne eine Unterkunft für ihren Gottesdienst waren. Die Gemeinde richtete daher an den Markgrafen die Bitte um Überlassung der leer stehenden Barfüßerkirche, die aber ohne Erfolg blieb. Auf eigene Verantwortung und ohne staatliche Genehmigung vorher einzuholen, kaufte nun die katholische Kirchengemeinde am 31. Januar 1825 der evangelischen die Kirche um den Preis von 3300 fl.? ab, vorbehaltlich höherer Genehmigung. Dieselbe erfolgte seitens der evangelischen Kirchensektion unterm 29. März und der katholischen Kirchensektion am 15. Juli des gleichen Jahres. Da die katholische Kirche vollständig mittellos und ein Fond nicht vorhanden war, wurden zunächst 300 fl. aus der Maria-Viktoria-Stiftung in Offenburg und 300 fl. aus dem Heiligenfond in Forbach zur teilweisen Tilgung der Kaufsumme von der Regierung angewiesen. 500 fl. konnten mit Mitteln aus einer Kollekte, die man im ganzen Land vornahm, gedeckt werden. Der Rest von 2200 fl. wurde im Jahre 1833 schließlich getilgt durch den Heiligenfond Forbach, die Kirchenschaffnei Waghäusel und die Maria-Viktoria-Stiftung in Offenburg. Die langwierigen Verhandlungen, die seitens der Gemeinde mit der Regierung gepflogen werden mussten, entbehrten von Regierungsseite aus nicht großer Schroffheiten und vieler Abweisung. Jeder Schuhbreit musste bei der Rückgewinnung der Barfüßerkirche förmlich erobert werden, von Entgegenkommen war nicht viel zu finden. Ähnlich erging es in den nächsten Jahren. Denn bald entbrannte ein heftiger Streit um den zweiten Eingang in die Barfüßerkirche am hinteren Ende der Nordseite. Dieser einzige, ursprüngliche Zugang in den ehemaligen Chor stand den Calvinern zur Benutzung frei, wurde den Katholiken aber streitig gemacht. Über sechs Jahre lang, von 1826 bis 1831 dauerte der Papierkrieg und fand erst 1847 endgültige und befriedigende Lösung.
Im Jahre 1891 wurde die neue katholische Stadtpfarrkirche erstellt, und damit hörte die Barfüßerkirche auf Pfarrkirche zu sein, die sie seit 1825 gewesen ist. Die treue Fürsorge die sie während dieser Zeit erfahren hat, musste notgedrungen nachlassen. Allmählich machte sie einen verwitterten Eindruck in ihrem Äußern, sodass sie mit Hilfe von Staat und Stadt 1922 äußerlich wenigstens restauriert wurde. Dabei zeigte sich auf der nördlichen Außenseite etwa in der Mitte 1 ½ Meter über dem Boden eine Öffnung, die zu einem Gang innerhalb der Grundmauer führt. Derselbe führt in etwa 10 Stufen innerhalb der Mauer nach unten und endet 1 ½ Meter über dem Boden der Kirche im vorderen Chor. Ein schöner gotischer Spitzbogeneingang, der zur Zeit zugemauert ist, bei einer Renovierung im Innern wohl aber zu Tage treten wird, ermöglichte den Eingang ins Innere. Über die Bestimmung dieses Ganges bestehen nur Vermutungen, sicher stand er mit dem früheren Kloster im Zusammenhang.
Nicht unerwähnt möge bleiben, dass ebenfalls im Jahr 1922 im Anstaltsgarten anlässlich der Durchführung einer Kanalisation Grabungen vorgenommen wurden. Dabei stieß man noch auf ganz gewaltige Fundamente, die von der Kirche herrührten. Wegen des geringen Umfangs dieser Ausgrabungen konnte man sich jedoch kein vollständiges Bild vom Grundriß der früheren Kirche verschaffen.
Baugeschichte
1260 wurde bei der ersten Judenverfolgung in Pforzheim das jüdische Viertel an der heutigen Barfüßergasse am Blumenhof vernichtet. Dort wurden bald darauf die Barfüßermönche und der „Ledermarkt“ angesiedelt. [1]
Das Kloster gab es seit 1270. Nach der 1686 erschienen Chronik des Fortunatus Hueber haben die Pforzheimer Franziskaner schon im Jahre 1274 ein „vollkomne ausgebawte Kirchen und Gotteshauß bewohnt“. Emil Lacroix zufolge sei diese „kurze Bauzeit ... mit den Bauformen des ausgebauten Kirchengebäudes nicht in Einklang zu bringen“.
Bautätigkeit um 1415
Ehemaliger Dachreiter:
Der 1419 verstorbene Straßburger Münsterbaumeister Ulrich von Ensingen entwarf den Dachreiter im Stil der Spätgotik. [2] Das Hauptportal mit gestuften Gewänden stammte von 1416.
Bauliche Maßnahmen im 17. und 18. Jahrhundert
1689 brannte das Langhaus bis auf die Grundmauern nieder. Der Chor und der zwischen Chor und Schiff aufsitzende Dachreiter standen noch. Im Jahre 1747 war der Giebel schadhaft, so dass der Dachreiter abgebrochen wurde. Das Langhaus wurde 1748 abgebrochen. Der verbliebene Chor der Kirche wurde mit dem Material von der 1764 abgebrochenen St-Georgen-Kapelle ausgebessert.
Bauliche Maßnahmen im 19. und 20. Jahrhundert
1922 wurde der Chor restauriert.
Baubeschreibung
Äußeres
Das Langhaus der Pforzheimer Franziskaner („Barfüßer“) Kirche gehörte nicht dem üblichen basilikalen Schema an. Es war vielmehr eine Saalbau mit drei gleichhohen Schiffen. Fraglich ist ob das hallenartigen Langhaus ein Gewölbe hatte . Kein einziges von der Wölbung stammendes Werkstück wurde gefunden. Daher kann ein flachgedecktes Langhaus angenommen werden. Das Langhaus wurde durch Pfeilerfundamente in drei genau gleich breite Schiffe eingeteilt. Es handelte sich hierbei um eine dreischiffige Pfeilerhalle zu drei Jochen. Die Pfeiler hatten eine „Pfeilersockelstärke“ (Querschnitt) von 90 cm. Sie trugen ein Gewölbe mit einer Scheitelhöhe von 10 Metern. Die Pfeiler standen auf zwei Reihen von jeweils sechs Einzelfundamenten in der Größe von jeweils 1,50 m × 1,50 m. Die Fundamentabstände der 0, 90 m starken Pfeiler in den Seitenschiffen bis zur Außenwand betrugen 4 m. Im Mittelschiff etwa 4,30 m. In der Längsrichtung schwankten die Abstände der Pfeilerfundamente zwischen 3,10 und 3,50 m; also für die 0, 90 m starken Pfeiler etwa 3,70 m und 4,10 m. Das Langhaus war 35 m lang und 14,75 m breit. [3][4]
Die einzige genaue Parallele zum Langhaus scheint die frühere Franziskanerkirche in Eisenach und die ehemalige frühgotische Frauenkirche in Heilbronn zu sein.
Die ehemalige frühgotische Frauenkirche in Heilbronn war in der Zeit der Gotik eine dreischiffige Pfeilerhalle zu drei Jochen. Die Pfeiler hatten einen Querschnitt von 92 cm. Sie trugen ein Gewölbe mit einer Scheitelhöhe von 10 Metern. Die Pfeiler standen auf zwei Reihen von jeweils vier Einzelfundamenten in der Größe von jeweils 1,60 m × 1,60 m, in einer Tiefe von 1,80 m. Die acht Pfeilerfundamente und die beiden Fundamentreihen waren derart angeordnet, dass sie das Kirchenschiff in Längsrichtung in drei fast gleich große Felder unterteilten.
Ausstattung vor 1945
Altar
Neogotischer Altar von 1854 mit Kreuzigungszene von dem Bildhauer Ferdinand Rieß aus Schwäbisch Gmünd.
Ölgemälde
- im Chor: Zwei Gemälde der Konstanzer Malerin Marie Ellenrieder, Öl auf Leinwand, Diese Gemälde wurden Mitte des 19. Jahrhunderts geschaffen und stammten ursprünglich aus der katholischen Pfarrkirche in Forbarch:
- „Geburt Christi“ (Nordwand). Höhe 2,50 m, Breite 1,80 m.
- „Christi Auferstehung“ (Südwand) . Höhe 2,50 m, Breite 1,80 m.
- auf dem Emporengeschoss: Drei Gemälde, Öl auf Leinwand, um 1800
- „Büßende Magdalena“. Höhe 0,44 m, Breite 0,32 m.
- „König Salomon mit Krone und Buch“. Höhe 0,43 m. Breite 0,32 m.
- „Maria vor dem Kreuz mit Leichnam Christi“. Höhe 0,81 m. Breite 0,66 m.
Die Gemnälde sind im 2. Weltkrieg verbrannt.
Grabsteine
- Margaretha von Niesern, geb. von Baden (gest. 1493)
- Claus Wiler, (gest. 1563)
- Margret Berger, geb. Lutz von Ehingen (gest. 29.1.1552)
- Gerhard von Straubenhart[5]
- Petrus a Salazar
- Anna Catharina Moglingin (gest. 16.5.1646)
- Johann von Reischach zu Reichenstein, Vogt zu Richenburg
- Grabplatte für Wilhelm von Urbach, Aufseher der Herrschaft Altensteig, vor 1595, vermutlich gest. 1493)[6]
- Konrad von Enzberg / Cunrad von Entzberg (gest. 1497)[7]
- Johann von Enzberg, Bischof von Speyer (gest. 8.9.1467)[8]
Ausstattung seit 1959
Altar
Im Chorschluss befindet sich an der Ostwand hinter dem Altar, ein geschnitzter Christus-Korpus. Dieser hing ursprünglich an einem barocken Kruzifix. Der Korpus ist süddeutschen Ursprungs und wurde um 1620 geschaffen. Das Kunstwerk ist stilistisch dem Umkreis der Zürn-Werkstatt zuzuschreiben. Er wurde in den 1930er Jahren durch Stadtarchivar Alfons Kern aus Markdorf am Bodensee erworben. An den Seitenwänden befinden sich die Patrone der vier mittelalterlichen Pforzheimer Kirchen.
Glasgemälde
Der Chorraum bestimmen die 1941 bis 1943 von Sepp Frank geschaffenen Glasfarbfenster. Diese wurden zunächst in der Kirche von Neuhausen (Enzkreis) eingelagert. 1959 wurden diese in die Barfüßerkirche eingebaut. Es handelt sich um einen neunteiligen Bildzyklus:[9]
- Nordseite:
- abstrakt
- Hl. Stephanus (mit Eudoxia?), Hinweis auf Künstler und Entstehungszeit: SEPP/FRANK/1941-43 = Künstlersignatur „Sepp Frank“
- Hl. Martin mit Altstadtkirche
- Pfingstfenster mit Taube, Ausgießung des Hl. Geistes, Paulus vor Damaskus
- Ostseite:
- Fenster mit Szenen aus dem Leben Jesu: Taufe, Emmaus-Jünger, Himmelfahrt
- Im Chorschluss zentral die Hl. Maria als Himmelskönigin
- Karfreitagsfenster
- Südseite:
- Weihnachtsfenster mit Geburt Christi und Flucht nach Ägypten
- Franz von Assisi
- Hl. Michael mit Schloßkirche
- abstrakt
Grabsteine
- Margret Berger, geb. Lutz von Ehingen (gest. 29.1.1552)
- Luitgard Pfalzgräfin von Tübingen, Nonne aus dem Dominikanerinnenkloster unserer lieben Frau und der hl. Maria Magdalena, Pforzheim (gest. 1374)
- Lutigard Pfalzgräfin von Asperg, Nonne aus dem Dominikanerinnenkloster unserer lieben Frau und der hl. Maria Magdalena, Pforzheim (gest. 1377)
- Petrus a Salazar, spanischer Soldat der kaiserlichen Armee, vor 1644, heute im Arkadengang des Hauptfriedhofs (S. 506)
Literatur
- Konrad Freyer, Heinrich Niester: Topographie der historischen Sehenswürdigkeiten, S. 128; in: Pforzheim und der Enzkreis. Stuttgart und Aalen: Theiss, 1976, ISBN 3-8062-0144-7, S. 126-145.
- Hans Georg Zier: Geschichte der Stadt Pforzheim. Stuttgart: Theiss, 1982, ISBN 3-8062-0234-6, S. 37 und 81.
- Hermann Diruf, Christoph Timm: Kunst- und Kulturdenkmale in Pforzheim und im Enzkreis. Stuttgart: Theiss, 1991, ISBN 3-8062-0824-7, S. 48.
- Bernd Mathias Kremer: Pforzheim und seine Sakralbauten, in: Konradsblatt Nr. 52, 26. Dezember 2004.
- Der Enz- und Pfinzgau aus dem Jahr 1925 / Autor Kilian Gehrig Pforzheim
- Franziskaner („Barfüßer“) Kirche und abgegangenes Kloster. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 205-221.
Einzelnachweise
- ↑ Wo lag die alte Judengasse ? . In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 174.
- ↑ Ehemaliger Dachreiter.. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 212.
- ↑ Reste vom Langhaus. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 205-221, hier S. 215f.
- ↑ Die Klosterkirche des 13. Jahrhunderts. In: Emil Lacroix/Peter Hirschfeld/Wilhelm Paeseler: Die Kunstdenkmäler der Stadt Pforzheim (aus der Reihe Die Kunstdenkmäler Badens Band 9, Kreis Karlsruhe, Abt. 6). Karlsruhe 1939, S. 205-221, hier S. 209f.
- ↑ 221
- ↑ 221
- ↑ 221, 273, 355, 377
- ↑ 221, 273, 355, 377
- ↑ Die Farbglasfenster. In: Christoph Timm: Pforzheim, Kulturdenkmale im Stadtgebiet. Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2004, S. 170.