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Hydronym

Von Stadtwiki

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Hydronyme (Gewässernamen) sind in der Namensforschung Namen für fließende und stehende Gewässer.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft von Gewässernamen

Gewässernamen sind oft die ältesten Flurnamen. Sie sind daher für die historische Linguistik von besonderem Interesse, da sie mitunter in die älteste fassbare Sprachschicht zurück reichen können. In der Forschung werden dabei folgende Sprachschichten (mit Beispielen[1] aus dem Pfenz-Gebiet) unterschieden:

Nicht-Indogermanisch

Unter der ältesten Namensschicht fasst man alle nicht-indogermanischen Sprachen zusammen. Da die Sprachen, die vor dem Indogermanischen in Süddeutschland gesprochen wurden, nicht überliefert sind, bleiben Interpretationsansätze i. d. R. spekulativ. Nach Wolfgang Kleber finden sich in Baden-Württemberg keine Gewässernamen aus dieser Sprachschicht, d. h. es lassen sich alle Gewässernamen prinzipiell indogermanisch rekonstruieren.[2] Natürlich kann man dagegen einwenden, dass man nicht ausschließen kann - da die nicht-idg. Sprachen ja nicht bekannt sind - ob sich der eine oder andere Flussname nicht auch in diesen Sprachen sinnvoll oder gar besser interpretieren lässt. Dagegen spricht, dass man hier zum einen auf ein ungewöhnlich hohes Alter stoßen würde, zum anderen sind die Flüsse, deren Namensherkunft umstritten oder deren Bedeutung weniger typisch für das Indogermanische ist, oft zu klein, um dem Namen der ältesten Namensschicht zuzuordnen.

Voreinzelsprachlich

Eine große Anzahl der größeren Flüsse in Baden-Württemberg besitzen einen Namen, der sich auf eine indogermanische Wurzel zurückführen lässt, die zwar semantisch typisch für die idg. Flussnamensgebung ist, sich aber keiner der drei bekannten idg. Sprachgruppen in Baden-Württemberg (keltisch, Latein, germanisch) zuordnen lassen. Zum Beispiel deutet der älteste Beleg des Namens "Enz", nämlich Enzin, auf die ursprünglich Form *Antin- hin. Hans Krahe führt dies auf die idg. Wurzel *antina "Grenze" zurück, eine n-Erweiterung von *antios "gegenüber". Diese idg. Wurzel entwickelte sich in den Einzelsprachen lautgesetzlich allerdings anders weiter. Da sich sehr viele solcher nicht-keltisch/lateinisch/germanische Flussnamen finden lässt, schloss man, dass vor Ankunft der Kelten bereits indogermanische Völker in Süddeutschland lebten. Die rekonstruierten Flussnamen sind dem Urindogermanischen sehr ähnlich, weshalb Hans Krahe daraus folgert, dass diese Stämme einen frühindogermanischen Dialekt vor dem Auseinandersplitten in die Einzelsprachen sprachen (daher vor-einzelsprachlich). Er selbst nannte die Sprachschicht alteuropäisch, wobei der Begriff Alteuropa mitunter auch für die beiden ältesten Sprachschichten - der nicht-idg. und der voreinzelspr. - verwendet wird.

Keltisch

Die Kelten sind die ältesten namentlich bekannten nachweisbaren Bewohner des Pfenz-Gebietes. Problematisch bleibt, dass das Kontinental-Keltische (speziell das Gallische) selbst nur als sog. Trümmersprache überliefert ist. D. h. es sind keine größere Texte in der Sprache überliefert, sondern lediglich Inschriften, Namen oder Beispielsätze in lateinischen Texten. Ein großer Teil des Wortschatzes bezieht man daher aus Vergleichen mit dem Insel-Keltischen (Altirisch, Walisisch, etc.). Dadurch bleiben natürlich auch die Aussagen über die Lautentwicklungen im baden-württembergischen Keltischen mitunter gewagt. Da man diese aber zur Zuordnung der Flussnamen zu einer Einzelsprache braucht, findet man oft Uneinigkeit besonders zwischen dem Voreinzelsprachlichen und dem Keltischen. So ist bspw. der Name Schmie keinem der beiden Sprachschichten eindeutig zuzuordnen.[3] Es gibt daher vergleichsweise wenig Hydronyme, die man eindeutig dem Keltischen zurechnen kann.[4]

Ein Beispiel eines Flussnamens mit hoher Wahrscheinlichkeit keltischen Ursprungs ist der Neckarzufluss Ammer (1171 als Ambra belegt). Für das Gallische ist die Glosse ambe "rivo" bzw. inter ambes "inter rivos" bekannt. Gallisch *amb- geht auf indogermanisch *mb- (z. B. *mbhro "Wasser, Nebel") zurück, das sich im Lateinischen zu imb- und im Germ. zu *umb- entwickelt hat.[5] Geht das Wort tatsächlich auf diese Wurzel zurück - was allem Anschein nach der Fall ist - kann das Wort nur gallisch-keltischen Ursprungs sein.

Römisch

In Baden-Württemberg gibt es keine Flussnamen römischer Herkunft.[6] Es sind allerdings Fälle bekannt - außerhalb des Pfenz-Bereichs - in denen ein Fließgewässer nach einem Ort benannt wurde, der wiederum römischen Ursprungs ist.[7] Dies entspricht auch der bekannten Gewohnheit der Römer, die Flussnamen von der autochthonen Bevölkerung zu übernehmen. Möglich wäre lediglich, dass einige heutige Flussnamen von einer lateinisierten Form abgeleitet wurden. Hinweise darauf fehlen allerdings in näherer Umgebung.

Germanisch

Gewässernamen germanischen Ursprungs können zum einen frühgermanische oder (alt/früh-)deutsche Hydronyme sein. Mit frühgermanisch werden jene Germanen gemeint, die vor oder während der Römerzeit in Süddeutschland lebten. Es ist nämlich auch aus historischen Quellen bekannt, dass germanische Stämme simultan neben den Kelten und Römern in Baden-Württemberg lebten. Inwieweit diese romanisiert wurden, lässt sich nur erahnen. Als deutsche Gewässernamen werden jene Hydronyme bezeichnet, die nach dem Einfall der Alemannen 263 entstanden sind. Diese wiederum lassen sich epochisch einteilen, da bestimmte Namensteile nicht durchgehend verwendet wurden. So ist die Namensendung -ach, wie in Salzach, in neuhochdeutscher Zeit nicht mehr gebräuchlich gewesen. Die Benennung erfolgte demnach in früherer Zeit.

Einzelnachweise

  1. nach Hoops, Johannes: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, Bd. 22, 2003, S. 252
  2. Kleber, Wolfgang: Vordeutsche, nichtgermanische Gewässer- und Siedlungsnamen. In: Historischer Atlas von Baden-Württemberg. Stuttgart 1979
  3. So gibt z. B. die Webseite der Stadt Maulbronn "keltisch" als Herkunftssprache an.
  4. vgl. Hoops (2003), S. 252
  5. Otto Springer: Die Flussnamen Württembergs und Badens. Stuttgart 1930. S. 51
  6. Kleber, Wolfgang: Vordeutsche, nichtgermanische Gewässer- und Siedlungsnamen. In: Historischer Atlas von Baden-Württemberg. Stuttgart 1979
  7. vgl. Hoops (2003), S. 252
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