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Weiher

Von Stadtwiki

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Weiher (auch Weier) ist eine Wüstung zwischen Nußbaum und Bauschlott.

ehemaliges Dorf Weiher

Inhaltsverzeichnis

Name

Weiher ist eine hiesige Namensform für Weiler und steckt unter anderem in den Ortsnamen Zaisersweiher ("Weiler des Zeisolfs") und Eckenweiher.

Erwähnungen

Die erste vermutliche Erwähnung fand 1261 statt als ein Conrad von Straubenhardt und sein Sohn Berthold mit Einwilligung des Grafen Otto von Eberstein ihren Anteil an Sprantal und Wiler an das Kloster Herrenalb veräußerten. Dieses Wiler wird meist mit Weiler im westlichen Enzkreis gleichgesetzt, was aber aufgrund der gleichzeitigen Nennung Sprantals umstritten ist.

Die erste sichere Erwähnung Weihers fand mit dem Jahr 1412 relativ spät statt.

Lage

In den Urkunden ist häufig von Weier bei Nußbaum die Rede und dürfte südöstlich von letzteren gelegen haben. Die ehemalige Gemarkung dürfte großteils ebenfalls Nußbaum zugefallen sein. Aber auch Göbrichen bzw. Bauschlott weisen in alten Urkunden die Flurnamen "Weyer" bzw. "zu weyher hinterm zaun"/"uff weyrer markt" auf, weshalb anzunehmen ist, dass Teile zu diesen Gemarkungen gelangten. Die Grenzen der "Weyrer Mark" ist in Richtung dieser beiden Orte relativ gut auszumachen.[1]

Ortsgeschichte

Die Grundherrschaft über den Ort war wahrscheinlich zunächst zwei geteilt. Die eine Hälfte besaßen ursprünglich die Herren von Straubenhardt, welche auch die Hälfte Bauschlotts besaßen und im 13. Jahrhundert an das Kloster Herrenalb veräußerten. Die andere Hälfte besaßen die Herren von Ützlingen. Erhardt von Ützlingen veräußerte 1446 seinen Besitz und seine Rechte in Sprantal, Nußbaum und Weiler an das Kloster Herrenalb. Damit fiel wohl die gesamten Herrschafts- und Zehntrechte an das Kloster, welches in seinen Lagerbüchern 1539 und 1577 Weyher ausführlicher beschreibt, aber auch schon als abgegangen bezeichnet.[2]

Skizze einer Rekonstruktion des Dorfs nach Heinrich Tölke

Der Historiker Rüdiger Stenzel geht daher für Weiher von einer "Art Filialsiedlung Nußbaums [in] seiner Gemarkung [aus], die wohl nie ganz selbständig war." Zudem heißt es in dem Buch, dass zu Weyher 15 Huben und Sölden gewesen waren, womit der Ort relativ klein und schon wüst gewesen war.[3]

Der Lokalhistoriker Heinrich Tölke hingegen misst dem Ort größere Bedeutung bei. Gemäß dem Lagerbuch von 1539 gab es in Nußbaum 26 bewohnte Hofreiten und in Weiher zwar nur noch zwei bebaute, aber zusätzlich 23 abgerissene und 7 zu vermutende Hofreiten sowie ein ehemaliges Frühmesshaus und eine Kapelle. Ebenso war die letzte benannte Besitzerin der zwei Höfe in Weiher Endris Emharts Witwe den Dorfherren von Nußbaum weder untertan noch fronpflichtig, was für eine selbstständige Gemeinde sprechen würde. Aufgrund der Nord-Süd-Streifenflur und der damit scheinbar planmäßigen Anlegung der Siedlung setzt Tölke die Ortsgründung ins 10. Jahrhundert und damit eine ungefähre zeitliche Gründung wie Bauschlott, Dürrn und Göbrichen.

Nachweislich besaß der Weiler einen eigenen "Brettener Weg" und "Allmendweg" sowie einen Brunnen. Der Brunnen diente nach dem Wüstwerden den Nußbaumern mittels Deichelleitung als Wasserquelle.

Gemarkung

Skizze einer Rekonstruktion der Gemarkung in Anlehnung an Tölke (1995)

Die Weiherer Gemarkung wird in den Schriften bis Anfang des 19. Jahrhunderts gesondert aufgelistet, wahrscheinlich weil der Zehnt dieser Gemarkung dem Pfarrer von Nußbaum und bis spätestens 1539 das Kloster Herrenalb (Herzogtum Württemberg) ganz gehörte, auf Nußbaumer Gemarkung jedoch nur zur Hälfte.[4] Noch bis spätestens 1788 war die Markung gesondert umsteint.[5] 1624 wurde der Novalzins zu Weiher von 161 Morgen und zu Nußbaum von 401 Morgen erhoben, weshalb vermutlich die Weiherer Gemarkung ungefähr ein Viertel der Nußbaumer Gesamtgemarkung entsprach.

Die Zelgennamen waren identisch mit denen in Nußbaum und hießen Lichtenwald (37 Morgen), Roßbach (56 Morgen) und Schlettich (68 Morgen). Der Heimatforscher Josef Adam vermutet, dass dies daran lag, weil die Zelgen nach dem Wüstwerden in den Nußbaumer Zelgverband einbezogen wurden.[6]

Auf Nußbaumer Gemarkung gehörte alles östlich der Gewanne Ruiter Loch-Gretzäcker-Sandäcker-Beuern-Schlettich zur Weiherer Gemarkung. In Göbrichen waren es die Äcker nördlich der Straße Stein-Bauschlott und das Gewann Schinderforchen. Auf Bauschlotter Gemarkung verlief die alte Grenze wohl ab der Grenze Nußbaum-Göbrichen und verlief über die Flure Kändel-lange Wiesen-Steingäßle-Hintern auf der Hub (teilweise)-Im Wäldle-Hinterbach-Wald (teilweise). Tölke vermutet zudem eine ehemalige Weiherer Zugehörigkeit des Brettener Tals im großen Wald zwischen den Gretzäcker und der Mark Ruit sowie auf Ruiter Markung alles westlich der B294.

Um 1714 beantragten Flüchtlinge bei der württembergischen Regierung, die Weiherer Gemarkung für sich zu bewirtschaften, da diese angeblich wüst lägen. Die Gemeinde Nußbaum widersprach diesem, weshalb die Bitte abgelehnt wurde.[7]

Weiherer Flurnamen[8]

Flurnamen mit Weiherer Bezug

Abgang

Warum die Siedlung aufgegeben wurde ist unbekannt. Der Weiler fiel frühstens im 15. Jahrhundert und spätestens 1539 wüst. Zwar werden in einem Lagerbuch von 1502 noch die dort Zinspflichtigen Endris Emhart, Ulrich Lutz und Hans Stoppler zu Wyer genannt, doch könnten diese auch schon dort nicht mehr wohnhaft gewesen sein, da ersterer in dem selbigen Lagerbuch und in einem Gültbrief von 1493 als zu Nußbom beschrieben wird. Stenzel vermutet anhand von Personennamen, dass die (meisten) Weiherer nach Nußbaum wegzogen. Auffallend ist jedoch, dass die meisten Flure 1539, neben der Witwe von Endris Emharts, Bauschlottern Bürgern gehörten. Als Abgangsursache hält er Erdfälle oder eine extensivere Landnutzung, bei der die Siedlung hinderlich war, für mögliche Gründe.[9] Tölke betont dagegen, dass die Bodenqualität und Wasserversorgung in Weiher besser gewesen sei als in Nußbaum.

Eine Legende besagt, dass die Gottlosigkeit der Einwohner zum Untergang des Dorfes geführt hätte. Der Heimatforscher Karl Ehmann vermutet hierin einen wahren Kern und hält eine Verfolgung der Bewohner, die möglicherweise Wiedertäufer-Glaubens waren. Als Indiz für Weiher als Wiedertäufergemeinde sieht er den Flurnamen "Im Wiedertäufer" auf Nußbaumer Gemarkung beim Brettener Wald.[10] Adam widerspricht dieser Ansicht[11] Möglich hält Ehmann auch eine Epedemie als Abgangsursache.

Tölke sieht als Abgangsursache einen Eingriff des Kloster Herrenalbs. Da die Ortsvogtei in anderen Händen lag, sei ein Fortbestehen Weihers nicht im Interesse des Klosters gewesen. "Durch sein grundherrliches Ackervergaberecht erzwang es die Umsiedlung nach Nußbaum. Durch die Aufgabe des Ortes konnte sich das Kloster außerdem die Hälfte der Weiherer Allmenden aneignen."[12]

Einzelnachweise

  1. Rüdiger Stenzel: Abgegangene Siedlungen zwischen Rhein und Enz, Murg und Angelbach. In: Oberrheinische Studien. Bd. III. Fs. für G. Haselier. Bretten 1975. S. 130/131
  2. Heinrich Tölke (1995): Göbrichen/Neulingen. Monographie eines Dorfes und einer Landschaft im Norden Pforzheims, S. 397f.
  3. Rüdiger Stenzel: Abgegangene Siedlungen zwischen Rhein und Enz, Murg und Angelbach. In: Oberrheinische Studien. Bd. III. Fs. für G. Haselier. Bretten 1975. S. 130/131
  4. Josef Adam (2000): Nußbaum: dörfliches Idyll zwischen Pforzheim und Bretten, S.38
  5. GLA 229/76475
  6. Adam: S. 38f.
  7. Adam: S. 39
  8. Adam: S.95 ff
  9. Rüdiger Stenzel: Abgegangene Siedlungen zwischen Rhein und Enz, Murg und Angelbach. In: Oberrheinische Studien. Bd. III. Fs. für G. Haselier. Bretten 1975. S. 129ff
  10. Karl Ehmann (1980): Abgegangene Siedlungen um Pforzheim. in: Pforzheimer Geschichtsblätter 5, S. 172
  11. Adam: S. 99
  12. Tölke (1995): S. 398
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