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Werner Reinheimer

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Werner Reinheimer (* 20. Dezember 1912 in Pforzheim; † 23. Oktober 1992 in Brasilien) war ein jüdischer Sozialist, Handelsvertreter und Gegner des Nationalsozialismus.

Inhaltsverzeichnis

Jugend

Werner Reinheimer wächst in einem streng jüdischen Elternhaus auf, er soll – im Gegensatz zu seiner Kraftnatur – nicht Fußball spielen, sondern Sprachen lernen, lesen und zuhause bleiben. Er besucht die Oberrealschule, das heutige Hebel-Gymnasium, in der Rugby-Schulmannschaft ist er Mittelstürmer, im Sport einer der Besten. Sein Sportlehrer ist Prof. Dr. Herbert Kraft, ein aktiver Nationalsozialist ab 1929, nach 1933 Ministerialrat im Badischen Unterrichtsministerium. Als ein jüdischer Schüler namens Pollak im Turnunterricht eine Welle am Reck nicht schafft, kommentiert dieser Lehrer: „Andere aufs Kreuz legen, das kannst du, eine Bauchwelle, das kannst du nicht!“ Diese antisemitische Bemerkung beantwortet Werner Reinheimer: „Kraft, Sie sind in Schuft!“, worauf dieser ihm mit der Rute ins Gesicht schlägt. Hinzugerufene Lehrkräfte beenden die Schlägerei, Werner Reinheimer darf nicht das Abitur machen und wird Reisender für Schmuckwaren.

Werner Reinheimer ist Mitglied der jüdischen Jugendbewegung „Kameraden“ genauso wie Kurt Baruch, Wilhelm Blum, Hans Pollak und Paul Strimpel. Bei der Spaltung der jüdischen Jugendbewegung schließt er sich nicht der Gruppe um Martin Buber an, sondern der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), der Jugendorganisation der SPD, deren antimilitaristische Ausrichtung in dem „Lied der Falken“ zum Ausdruck kommt:

„Nie, nie woll’n wir Waffen tragen!
Nie, nie woll’n wir wieder Krieg!
Laßt die reichen Herren sich alleine schlagen,
wir machen einfach nicht mehr mit!“

Faschistische Gefahr

Ende 1931 treten mehr als zwei Drittel der Pforzheimer SAJ-Mitglieder, mehr als 40 Personen, aus der SPD aus, weil sie mit dem Kurs der Parteiführung, u.a. Zustimmung zum Bau von Panzerkreuzern, nicht mehr einverstanden sind. Einige Tage später gehen sie geschlossen zur neugegründeten Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP). Diese versteht sich als Versuch, eine Einheitsfront gegen die drohende faschistische Gefahr herzustellen, nach Karl Schroth eine „Brücke, um die beiden antifaschistischen Parteien SPD und KPD durch die dritte Kraft im Kampf gegen Hitler näherzubringen“. Werner Reinheimer spricht bei öffentlichen Versammlung für die SAP, schreibt für das Kabarett „Die Roten Trommler“ mit Karl Schroth die Texte und gerät so in die Schußlinie des politischen Gegners, er bekommt im Sommer 1932 Morddrohungen und nachgedruckte Fahrkarten „Ab nach Jerusalem!“

Illegalität

Ab Februar 1933 wird die SAP in die Illegalität gedrängt, ihre Presse verboten; die Partei geht auf Tauchstation, Decknamen werden benutzt, aus Werner Reinheimer wird "Uli", aus Karl Schroth wird "Herbert". Werner Reinheimer bekommt „Besuch“ von der Gestapo und wird für kurze Zeit festgenommen, da die Nationalsozialisten bei ihm Gelder der illegalen Partei und Druckmaschinen vermutet. Seine geschäftlichen Kontakte und Auslandsreisen nutzt er für Kurierdienste zur SAP-Zentrale in Paris. Im Frühjahr 1935 verläßt Werner Reinheimer seine Heimat Richtung Brasilien, da seine Existenz als Reisender in Sachen Schmuck zunehmend verunmöglicht wird. So gehört er zu denen, die durch die erzwungene Flucht immerhin ihr Leben retten konnten.

Abschied

In einem Brief im August 1980 erinnert Werner Reinheimer sich an eine Abschiedsepisode in Pforzheim:

„Sogar ein längst vergessener Vers von mir kam plötzlich nochmals hervor aus einer Zeit (1935), als ich Teile der Kessheit der ‚Roten Trommler’ in einen Kabarettabend der jüdischen Gemeinde zu tragen versuchte, um die anwesende Gestapo zu ärgern und den ach so schwankenden Mut etwas zu stärken:

Wir wandern aus nach Birma,
gründen eine neue Firma,
gründen eine neue Bank,
denn das liegt uns, Gott sei Dank…

Das alles ist vorbei, hat vielleicht die Sekunde gedauert, um irgendjemandem bei seinem Entscheid behilflich zu sein und war es wert.“

1980 kommt es in Pforzheim noch einmal zu Zusammentreffen von Kurt Baruch, Karl Schroth und Werner Reinheimer im Kreis der noch lebenden SAP-Mitglieder. 1983 gehört Werner Reinheimer zu der ersten Gruppe ehemaliger jüdischer Bürger, die die Stadt Pforzheim in ihre ehemalige Heimat einlädt.

Literatur

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